Wir von der anderen Seite

Wir von der anderen Seite

Autor: Anika Decker

Verlag: Ullstein

ISBN: 978-3-550-20037-3

Preis: 20,00 €

Buchtipp von: Anne Simon (August 2019)

Als Rahel zu sich kommt, beobachtet sie wie eine Pflegerin eine bettlägerige Person gründlich von Kopf bis Fuß abwäscht. Rahel braucht einen Moment bis sie begreift, dass sie es ist, die da mit dem Waschlappen bearbeitet wird. Noch länger braucht sie um zu rekonstruieren, wie sie hierher in dieses Krankenhausbett geraten ist. Eigentlich sollte sie doch bloß operiert werden. Aber das war vor drei Wochen und nun ist sie noch immer hier. Ohne Erinnerung und ohne das Wissen, was in der Zwischenzeit mit ihr passiert ist. Ihre Familie und das zuständige Krankenhauspersonal klären sie über ihre Situation auf. Es gab Komplikationen, eine Sepsis, Koma. Und schon bald stellt sich Rahel eine viel wichtigere Frage - wie sie hier wieder raus kommt. Denn die Wochen im Koma sind nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Jedes Gespräch strengt an, sie muss erst wieder lernen einen Löffel zu halten, und die Medikamente sorgen dafür, dass ihr Krankenzimmer anscheinend von putzigen Eichhörnchen bevölkert wird. Als Rahel zum ersten Mal wieder in den Spiegel schaut, erkennt sie sich nicht wieder. Bucklig und abgemagert gibt sie ein elendes Bild ab. Kranksein hatte sie sich anders vorgestellt, irgendwie stilvoller und weniger erbärmlich. Zum Glück weicht ihre Familie kaum noch von ihrer Seite, deren bisher so unerträgliche Spleens sie plötzlich sehr zu schätzen weiß. Es wird ein langer, steiniger Weg zur Genesung und an manchen Tagen rettet Rahel nur ihr Humor und ihr Gespür für Situationskomik, die Hoffnung zu verlieren.
Auch wenn die Krankheitsthematik erst mal recht betrüblich wirkt, so ist „Wir von der anderen Seite“ doch eine kurzweilige und sehr witzige Geschichte. Anika Decker, bisher bekannt für ihre Arbeit als Drehbuchautorin, ist auch in ihrem Romandebut eine wahnsinnig gute Kombination aus Witz und Herz gelungen.