Stay away from Gretchen

Stay away from Gretchen

Autor: Susanne Abel

Verlag: DTV

ISBN: 978-3-423-28259-8

Preis: 20,00 €

Buchtipp von: Sigrid Pommeranz (Juni 2021)

Mit Pantoffeln an den Füßen steigt die vierundachtzigjährige Greta in ihren BMW, sie ist nur 20 Autominuten von der Kölner Innenstadt entfernt. Diese Strecke ist sie schon hunderte Male gefahren, doch diesmal verliert sie die Orientierung und vier Stunden später steht sie mit leerem Tank auf der Autobahn. Demenz, eine schlimme Diagnose für Greta, die das natürlich nicht wahrhaben will. Auch ihr Sohn Tom, ein arroganter ichbezogener Nachrichtenmoderator aus Köln, ist entsetzt und macht sich Sorgen. Eine demenzkranke Mutter passt so gar nicht in sein Leben, doch gezwungenermaßen muss er sich um sie kümmern. Dabei stößt er auf Briefe und Fotos seiner Mutter aus der Zeit unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg. Dabei ist ein Foto, das seine volle Aufmerksamkeit bekommt, ein Bild von einem kleinen Mädchen mit dunkler Hautfarbe.
Gretas Fassade blättert, es gibt eine Vergangenheit in ihrem Leben, von der Tom nicht die geringste Ahnung hat, die aber auch gleichzeitig ihn unbewusst geprägt hat.
So unermesslich vieles musste Greta aus ihrem Leben verdrängen, um nicht daran zu Grunde zu gehen.
Ihre Kindheit in Ostpreußen und dann die Flucht vor den russischen Soldaten. Aber ganz besonders ihre unmögliche Liebe zu dem farbigen GI Robert Cooper. Die farbigen amerikanischen Soldaten durften zwar gegen die Nazis kämpfen, aber sich bitteschön nicht einem anständigen weißen Mädchen nähern. Ein ganz wichtiges Thema in diesem überaus spannenden Roman, die Liebe zu einem Farbigen kurz nach dem 2. Weltkrieg und deren schwerwiegenden Folgen.

Susanne Abel erzählt sehr bewegend und empathisch aus dem Leben Gretas. Auch Toms Lebensweg bleibt nicht unberührt, geschickt verknüpft sie Gretas Vergangenheit mit dem heutigen Leben von Tom und seiner Mutter. Eine Mutter- Sohn Beziehung quasi als Zugabe. Trotz der vielen Ungerechtigkeiten die Greta erfahren hat, wirkte der Roman auf mich nicht bedrückend, dennoch hat er mich ganz schön aufgewühlt, weil doch Fiktion und Wirklichkeit sehr eng beieinander liegen.
Ein Roman mit viel Nachklang, absolut lesenswert.