Unsere Empfehlungen

Schwarzvogel

Autor: Frida Skybäck

Verlag: DTV

ISBN: 978-3-423-26368-9

Preis: 17,00 €

Buchtipp von: Rainer Francke (November 2023)

Schwarzvogel

Frida Storm ist neu bei der Kriminalpolizei in Lund in Südschweden. Ganz unvertraut ist ihr die Gegend nicht, sie ist dort auf einem Hof aufgewachsen und hat in der Gegend viel Verwandtschaft. In Lund trifft Frida, die aus Stockholm, wo sie vorher ermittelt hat, aus persönlichen Gründen fort wollte, auf ein recht buntes Ermittlerteam um einen …

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Frida Storm ist neu bei der Kriminalpolizei in Lund in Südschweden. Ganz unvertraut ist ihr die Gegend nicht, sie ist dort auf einem Hof aufgewachsen und hat in der Gegend viel Verwandtschaft. In Lund trifft Frida, die aus Stockholm, wo sie vorher ermittelt hat, aus persönlichen Gründen fort wollte, auf ein recht buntes Ermittlerteam um einen gutmütigen Chef und einen schwer zu durchschauenden Kollegen aus reichem Haus, Henry Calment.
Mit diesem soll sie ihren ersten Fall lösen: Eine junge Frau ist, augenscheinlich auf der Flucht, im Eis eingebrochen und ertrunken. Und das in unmittelbarer Nähe zum Hof ihres Vaters – und scheinbar gibt es Verbindungen der Toten zu Fridas Verwandten. Womöglich hängt auch alles mit dem ungeklärten Verschwinden ihrer Mutter in der Zeit ihrer frühen Kindheit zusammen, über das ihr Vater nicht reden möchte …
Soll Frida wirklich gegen ihre eigene Familie ermitteln? Und kann ihr der rätselhafte Henry Calment, der seine eigenen Geheimnisse zu haben scheint, helfen? Die impulsive und manchmal sehr eigenmächtige Ermittlerin muss sich ganz schön durchbeißen.
Schwedische Spannung, richtig gut gemacht, interessante Protagonisten, erster Teil einer Reihe um Frida Storm: Stoff für gemütliche lange Herbstabende bei Tee oder Wein …

  • Frida Skybäck, Schwarzvogel: ein Skane –Krimi, aus dem Schwedischen von Julia Gschwilm und Thomas Altefrohne -
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Yoga Town

Autor: Daniel Speck

Verlag: Fischer

ISBN: 978-3-949465-04-8

Preis: 25,00 €

Buchtipp von: Stefan Decken (November 2023)

Yoga Town

Hamburg-Harburg... Istanbul... Islamabad... Rishikesk. 1968 machen sich zwei Brüder und zwei Frauen auf die Reise nach Indien. Erst im geklauten Mercedes des Vaters, ab der Türkei dann im eingetauschten Bulli eines englischen Paares. Die abenteuerliche Fahrt auf dem Hippietrail endet tatsächlich in Rishikesh, DEM Yogazentrum des Landes, der Stadt …

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Hamburg-Harburg... Istanbul... Islamabad... Rishikesk. 1968 machen sich zwei Brüder und zwei Frauen auf die Reise nach Indien. Erst im geklauten Mercedes des Vaters, ab der Türkei dann im eingetauschten Bulli eines englischen Paares. Die abenteuerliche Fahrt auf dem Hippietrail endet tatsächlich in Rishikesh, DEM Yogazentrum des Landes, der Stadt am Ganges, die auch den Ashram des Maharishi Mahesh Yogi beherbergt.
Freedom, Peace, Happiness und natürlich jede Menge Dope. Im Ashram logieren auch die Beatles, die während ihrer dortigen Anwesenheit Songs für das 'Weiße Album' komponieren. Die vier Deutschen haben die beste Zeit ihres Lebens. Aber nur zwei von ihnen werden nach Deutschland zurückkehren...
Im Jahr 2019 begibt sich einer der beiden, Lou, erneut auf die Reise nach Rishikesh, dieses Mal per Flugzeug. Zusammen mit seiner Tochter Lucy, einer Yogalehrerin aus Berlin. Sie hoffen, auf diesem Trip in die Vergangenheit Lucys spurlos verschwundene Mutter zu finden. An dem Ort, an dem so ziemlich alles begann...

Der neue Roman von Daniel Speck ist vieles: Liebes- und Familien-, Kultur- und Musikgeschichte. Und zugleich auch die Geschichte einer spirituellen Reise.
Im Anhang des Buches findet sich eine Playlist, die bei den gängigen Musikstreamingdiensten unter dem Titel "Yoga Town" aufgerufen und gehört werden kann. Jede Menge Songs von den Beatles, aber auch von Simon & Garfunkel, Donovan, Bob Dylan, den Doors. Hach ja, damals ...

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Kontur eines Lebens

Autor: Jaap Robben

Verlag: DuMont Buchverlag

ISBN: 978-3-8321-6818-6

Preis: 24,00 €

Buchtipp von: Anne Simon (November 2023)

Kontur eines Lebens

Frieda Tendeloo ist Anfang achtzig, als ihr Mann, der bisher immer der fittere der beiden war, plötzlich stirbt. Frieda, die sich schon seit längerer Zeit nicht mehr ganz allein versorgen konnte, beschließt daraufhin in ein Pflegeheim umzuziehen. Kaum angekommen werden ihre bisher verdrängten Erinnerungen zu ihren täglichen Begleitern. …

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Frieda Tendeloo ist Anfang achtzig, als ihr Mann, der bisher immer der fittere der beiden war, plötzlich stirbt. Frieda, die sich schon seit längerer Zeit nicht mehr ganz allein versorgen konnte, beschließt daraufhin in ein Pflegeheim umzuziehen. Kaum angekommen werden ihre bisher verdrängten Erinnerungen zu ihren täglichen Begleitern. Erinnerungen an die schönste und die schlimmste Zeit in ihrem Leben.
Nijmegen Mitte der 1960er Jahre: Frieda ist Anfang zwanzig, als sie bei einem Ausflug auf der zugefrorenen Waal Otto kennenlernt. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und das, obwohl Otto verheiratet ist. Sie verbringen eine intensive Zeit miteinander. Für Frieda, die in ihrem erzkatholischen Umfeld keinerlei Aufklärung erfahren hat, ist es die Eröffnung einer völlig neuen, aufregenden Welt.
Doch das große Glück nimmt ein jähes Ende, als Frieda trotz aller Vorsicht schwanger wird.
Plötzlich steht sie völlig allein da. Otto bietet Hilfe an, doch will er seine Frau nicht verlassen. Friedas Eltern fürchten das Urteil des katholischen Umfelds und wollen Frieda ins Kloster verfrachten, bevor noch irgendjemand etwas merkt. Als sie dies verweigert, setzen sie ihre eigene Tochter einfach vor die Tür. Kaum dass die Schwangerschaft sichtbar wird, verliert sie auch ihre Arbeitsstelle. Niemand wagt es, sich dem gesellschaftlichen Druck zu widersetzen. Schon bald wird klar, dass in dieser Welt kein gemeinsames Leben von Frieda und ihrem Kind möglich sein wird.
Noch heute, sechzig Jahre später, lassen sie die Erlebnisse von damals nicht los. Als ihr Sohn Tobias sein erstes Kind erwartet, merkt auch er, dass seine Mutter etwas umtreibt, was nicht mehr länger zurückgehalten werden kann. All die Jahre hat sie ihre Geschichte für sich behalten, nun ist es an der Zeit, sie aufzuarbeiten.

Die Idee zu seinem Roman begleitet Jaap Robben schon mehr als zehn Jahre, seit er 2009 Stadtschreiber der Stadt Nijmegen war. In dieser Zeit wurde auf dem Friedhof Rustood eine Gedenkstätte eröffnet - für unehelich geborene und gestorbene Kinder, die bis in die 1980er (!) Jahre hinein nicht offiziell bestattet, sondern nur anonym am Rand des Friedhofs vergraben oder bei anderen Menschen ins Grab gelegt wurden. Seine Erlebnisse an dem Eröffnungstag haben ihn sehr bewegt und nachhaltig beeindruckt.
Allen, die mehr über den Autor und „Kontur eines Lebens“ erfahren möchten, sei der Podcast „Kopje koffie“ empfohlen, der sich ganz der niederländisch-flämischen Literatur widmet.

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Kein guter Mann

Autor: Andreas Izquierdo

Verlag: DuMont Buchverlag

ISBN: 978-3-8321-6817-9

Preis: 24,00 €

Buchtipp von: Sigrid Pommeranz (November 2023)

Kein guter Mann

Walter, knapp sechzig Jahre alt, ist der unbeliebteste Postbote der Stadt. Er legt sich mit jedem an und ist fest davon überzeugt und lebt es auch so: „Nicht meine Schuld!“ Walter hat sogar seine Familie vergrault, insbesondere seinen Sohn. Es fielen Worte, die lieber ungesagt geblieben wären und andere blieben unausgesprochen. So wurde die Kluft …

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Walter, knapp sechzig Jahre alt, ist der unbeliebteste Postbote der Stadt. Er legt sich mit jedem an und ist fest davon überzeugt und lebt es auch so: „Nicht meine Schuld!“ Walter hat sogar seine Familie vergrault, insbesondere seinen Sohn. Es fielen Worte, die lieber ungesagt geblieben wären und andere blieben unausgesprochen. So wurde die Kluft zu seinem Sohn, seinem Enkel, seiner Tochter und auch zu seiner Ex-Frau immer größer.
Seine Chefin suchte bereits seit langem Wege ihn loszuwerden, denn die Liste der Beschwerden wurde immer länger, Walter war jedoch formell unkündbar. Wegen eines schwerwiegenden Vorfalles, der sich über Wochen hinzog und schon fast lebensbedrohlich wurde, schaffte es seine Chefin endlich ihn loszuwerden. Walter wurde in die Abteilung für unzustellbare Post, die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen, strafversetzt. Dort fühlt sich Walter überhaupt nicht wohl, es behagt ihn überhaupt nicht, Briefe von fordernden Kinder nach kommerziellen Geschenken zu beantworten. Bis ihm durch einen Zufall der Brief von dem zehnjährigen Ben in die Hände fällt. Ein Brief an den lieben Gott. Gott soll dem Klempner sagen, dass er vorbeikommen soll. Walter kann nicht anders und antwortet Ben, selbstverständlich als Gott, mit ungeahnten Folgen.

Immer wieder taucht man in die Vergangenheit Walters hinab, um dann wieder den Geschehnissen und dem Briefwechsel zwischen Gott und Ben zu folgen. Kann jemand, der sein eigenes Leben nicht in den Griff bekommt, einem kleinem Jungen helfen Freunde zu finden und sein Leben verbessern? Walter versucht es auf jeden Fall, nicht mit direktem Erfolg, aber dann wäre es ja auch nicht Walter. Ein emotionaler Roman, der berührt und mit viel Humor geschrieben ist, dabei aber nicht ins Kitschige abrutscht. Zuerst war ich skeptisch, ob ein Briefwechsel Walters als Gott eine gute Idee für einen Roman ist. Doch schon nach ein paar Seiten hatte ich mich festgelesen und Andreas Izquierdo hatte mich ganz und gar abgeholt. Ich mag seinen Schreibstil und wie er Humor mit ernsthaften Themen verbindet. Eine außergewöhnliche Geschichte!

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Der Knochenwald

Autor: Christina Henry

Verlag: Penhaligon

ISBN: 978-3-7645-3277-2

Preis: 22,00 €

Buchtipp von: Leo Dahl (November 2023)

Der Knochenwald

Mattie weiß, dass William wütend sein wird. Sie hat ihm nicht rechtzeitig Bescheid gesagt von dem Fuchs, den sie sehr malträtiert vorgefunden hat, oder vielleicht hat sie auch gar nichts falsch gemacht und William gibt ihr einfach so die Schuld. Aber so darf sie nicht denken, das hat William ihr ausgetrieben. Doch dann tauchen diese fremden Männer …

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Mattie weiß, dass William wütend sein wird. Sie hat ihm nicht rechtzeitig Bescheid gesagt von dem Fuchs, den sie sehr malträtiert vorgefunden hat, oder vielleicht hat sie auch gar nichts falsch gemacht und William gibt ihr einfach so die Schuld. Aber so darf sie nicht denken, das hat William ihr ausgetrieben. Doch dann tauchen diese fremden Männer auf, die ein Monster auf dem Berg - Williams Berg - suchen und Mattie spricht mit ihnen, obwohl sie weiß, dass sie das nicht darf. Draußen ist ein Monster unterwegs und im Haus ist William, der Mattie nicht nur Vorwürfe macht, sondern immer wütender wird. Und Mattie weiß was passiert, wenn William wütend wird. Sie ist sich sicher, dass sie nun nicht nur vor einem unbekannten Monster fliehen muss, sondern auch vor ihrem angeblichen Ehemann. Denn sie erinnert sich immer mehr, warum sie überhaupt auf diesem Berg lebt und dass William eigentlich gar nicht ihr Mann ist… Ein Wettlauf beginnt: Wer fängt sie zuerst, William oder das Monster? Und was ist mit der Gruppe von Fremden, die eigentlich nur auf den Berg kamen um ein Monster zu suchen, was sie für so echt wie den Bigfoot gehalten haben?
Mattie weiß nur, sie muss runter von diesem Berg und in ihrem Hinterkopf wird diese kleine rebellische Stimme immer lauter, die den Namen Samantha trägt. Doch wer ist Samantha?

„Knochenwald“ von Christina Henry ist ein Fantasy-Horror Buch, das sowohl spannend als auch blutig ist. Leser von bisherigen Christina Henry Büchern wissen, dass ihr Schreibstil sehr angenehm und einfach zu lesen ist, man ihre Bücher nicht weglegen kann. Mir hat das Buch auch sehr gefallen, da sie die Beziehung zwischen Matty und William zwar zeitweise sehr brutal und manipulativ darstellt, jedoch dabei William als Täter in keinster Weise in Schutz nimmt und sich nicht am Leiden von Mattie ergötzt. Ein spannendes Buch für dunkle Novembertage.

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Refugium

Autor: John Ajvide Lindqvist

Verlag: DTV

ISBN: 978-3-423-28364-9

Preis: 24,00 €

Buchtipp von: Rainer Francke (Oktober 2023)

Refugium

Während einer Party auf einer Schäreninsel werden alle Gäste brutal ermordet. Lediglich die Tochter der Gastgeber überlebt. Der Grund des Überfalls ist zunächst völlig unklar. Kim Ribbing und Julia Malmros werden von der Nachbarinsel aus Zeugen des Verbrechens. Julia ist Expolizistin und aktuell Autorin einer erfolgreichen Krimireihe, Kim Ribbing …

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Während einer Party auf einer Schäreninsel werden alle Gäste brutal ermordet. Lediglich die Tochter der Gastgeber überlebt. Der Grund des Überfalls ist zunächst völlig unklar.
Kim Ribbing und Julia Malmros werden von der Nachbarinsel aus Zeugen des Verbrechens. Julia ist Expolizistin und aktuell Autorin einer erfolgreichen Krimireihe, Kim Ribbing ist ein junger Hacker, der ihr bei Recherchen helfen soll. Nun setzen sich beide auf die Spur der Täter, vor allem, um die überlebende Tochter zu schützen.
Julia verfügt über gute Polizeikontakte, die sie nutzen kann – auch wenn ausgerechnet Julias Exmann der Leiter der Ermittlungen ist und eher widerwillig kooperiert. Kim dagegen sucht im Netz nach Spuren, die die Täter hinterlassen haben und reist ihren Spuren um den halben Globus nach. Und langsam ergibt sich ein Bild …
Der Autor John Lindqvist spielt auf sehr unterhaltsame Weise mit Motiven aus Stieg Larssons Millenium-Romanen – kein Wunder, war er doch für die Fortsetzungen der Reihe in der engeren Auswahl, wurde aber letztlich von den Erben abgelehnt. Gut für uns Leser, denn auf diese Weise ist der Auftakt einer neuen Reihe entstanden: skandinavisch spannend, interessante Figuren, aber auch immer mit leiser Ironie, was die Ähnlichkeiten zu den Millenium-Romanen angeht. Tolle Lektüre für dunkle Herbst-Abende …

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Gittersee

Autor: Charlotte Gneuß

Verlag: S. Fischer

ISBN: 978-3-10-397088-3

Preis: 22,00 €

Buchtipp von: Stefan Decken (Oktober 2023)

Gittersee

Gittersee ist ein Vorort von Dresden. Hier lebt die sechzehnjährige Karin zusammen mit ihrer kleinen Schwester, den Eltern, der Großmutter. Es ist das Jahr 1976, und Karin ist zum ersten Mal verliebt. In den etwas älteren Paul, der eine Schwalbe fährt, der gerne Künstler wäre, aber im Schacht bei der Wismut Uran abbaut. Paul lädt sie ein, mit ihm …

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Gittersee ist ein Vorort von Dresden. Hier lebt die sechzehnjährige Karin zusammen mit ihrer kleinen Schwester, den Eltern, der Großmutter. Es ist das Jahr 1976, und Karin ist zum ersten Mal verliebt. In den etwas älteren Paul, der eine Schwalbe fährt, der gerne Künstler wäre, aber im Schacht bei der Wismut Uran abbaut. Paul lädt sie ein, mit ihm auf seinem Motorrad zu einem Musikfestival in die Tschechoslawakei zu fahren. Karin verzichtet schweren Herzens - die Eltern, die zwar hauptsächlich mit sich selbst kämpfen, würden das nie billigen, und überhaupt muss sie sich doch um ihre kleine Schwester kümmern.
Paul fährt mit einem Freund los und kommt nicht wieder. Nicht in der nächsten Woche und auch nicht im nächsten Monat. Aber eines Nachts stehen plötzlich zwei Uniformierte vor der Tür, stellen Fragen nach Paul und ihrer Freundschaft. Karin versteht erst allmählich, dass Paul 'rübergemacht' hat. Sie wird immer wieder von der Stasi vernommen, soll sogar Inoffizielle Mitarbeiterin der Staatssicherheit werden. Aber da ist ihre Welt bereits völlig aus den Fugen geraten...

"Gittersee" stand auf der Longlist für den diesjährigen Dt. Buchpreis, hat es leider nicht auf die Shortlist geschafft. Verdient hätte es dieser Debütroman allemal. Charlotte Gneuß ist in Ludwigsburg aufgewachsen, ist also kein 'DDR-Kind'; Eltern und Großeltern kommen allerdings aus Dresden. Aber sie hat nicht nur sorgfältig recherchiert, sondern auch zugehört, wenn über das Alltagsleben gesprochen wurde. Den eigenen Verwandten wie auch während ihres Studiums dort den Menschen im Stadtteil Gittersee. Das Resultat: ein atmosphärisch dichter, sinnlicher, sehr lesenswerter Roman!

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Vaters Meer

Autor: Deniz Utlu

Verlag: Suhrkamp

ISBN: 978-3-518-43144-3

Preis: 25,00 €

Buchtipp von: Anne Simon (Oktober 2023)

Vaters Meer

Yunus ist dreizehn Jahre alt, als sein Vater Zeki fällt, kurz hintereinander zwei Schlaganfälle erleidet und schließlich nicht wieder aufsteht. Er bleibt vollständig gelähmt, kann nur mit den Augen kommunizieren, Yunus’ Mutter pflegt ihren Mann, bis der schließlich zehn Jahre später stirbt. In dieser Zeit wird Yunus vom Kind zum Erwachsenen, …

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Yunus ist dreizehn Jahre alt, als sein Vater Zeki fällt, kurz hintereinander zwei Schlaganfälle erleidet und schließlich nicht wieder aufsteht. Er bleibt vollständig gelähmt, kann nur mit den Augen kommunizieren, Yunus’ Mutter pflegt ihren Mann, bis der schließlich zehn Jahre später stirbt. In dieser Zeit wird Yunus vom Kind zum Erwachsenen, erlebt eine recht normale Jugend, studiert und macht all das, was andere in seinem Alter auch so tun. Doch sein Vater kann das nicht mehr richtig miterleben, ist gleichzeitig an- wie abwesend. Nach Zekis Tod geht Yunus der Frage nach, was er eigentlich von seinem Vater weiß und versucht die fehlenden Vater-Sohn-Jahre zu flicken. Überrascht stellt er fest, wie viele Geschichten des Vaters noch in ihm selbst schlummern, von denen er schon längst nichts mehr zu wissen glaubte.
Zeki wächst in Mardin nahe der türkisch-syrischen Grenze auf. Seine Mutter spricht arabisch mit ihm, der Vater türkisch. Kaum erwachsen, lässt er seine Eltern, Geschwister und die Stadt seiner Kindheit hinter sich, geht nach Istanbul um zu studieren und zieht schließlich weiter nach Hannover. Hier baut er ein eigenes Leben auf, arbeitet viel, studiert noch einmal, heiratet, wird Vater, wird verlassen, geht der Welt ein bisschen abhanden und bleibt über Jahre einsam, bis er letztlich Senem, Yunus Mutter kennenlernt und diese ihm nach Hannover folgt. Einsam bleibt Zeki dennoch Zeit seines Lebens.
Yunus erinnert sich an die gemeinsamen Jahre mit dem Vater und auch an das, was davor war, was er aus den ausschweifenden Erzählungen Zekis weiß. Manche Lücke wird durch Dokumente und Briefe gefüllt, manches durch Imagination. So folgt er der väterlichen Tradition des Geschichtenerzählens, in der sich Tatsachen und Märchen mit einander verweben und eine ganz persönliche Erinnerung entstehen lassen. Auch Deniz Utlu selbst folgt dieser Tradition und schafft in seinem autobiographisch geprägten dritten Roman „Vaters Meer“ ein sprachlich spannendes Mosaik eines Menschen.

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